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Die
Gesundheit der bei uns gezüchteten Tiere hat absolute Priorität. Dieser
Grundsatz unserer Zucht macht die Tigerzucht nicht gerade einfacher.
Aber diesen Grundsatz sollte jeder Züchter als absolute Priorität
beachten und wir dürfen hier auch keine Kompromisse schließen. Das
"Warum" möchte ich hier erklären:
Als ich diesen Artikel vor vielen Jahren begann - war die Tigerfärbung
bei vielen deutschen Dackel-Züchtern verpönt - man wollte die Tiger nicht und
so blieben die Wurfkisten auch "Tigerwelpen frei"... nur sehr
wenige Züchter hatten über die schlimmste Durststrecke der 80er und 90er Jahre
des 20.Jahrhundert noch
Tigerwelpen - weil Sie diese Färbung selbst mochten und schätzten.
Hier möchte ich vorallen Frau Krieger (Zwinger vom
Schloß Ghersburg)
nennen - die wunderschöne Langhaartiger zog .
Mein Mann war rege mit ihr in Korrespondenz - denn er war von Anfang an
den Tigern sehr zugetan! Und natürlich Familie
Draewe (Zwinger vom Goldenen Gerstacker) - die
im Kurzhaarbereich auch in den 90er Jahren Tiger gezüchtet haben und die
uns am Anfang unserer Zucht geholfen haben.
Ich schaute weiter im Kurzhaarbereich nach Züchtern die in den 50er,
60er und 70er Jahren Tiger züchteten - Ich fand : Frau Sommer (Zwinger
Comes domesticus), Herr Borggräfe (Zwinger von Ennepetal), Herr Kraft
(Zwinger vom Bernbach), Herr Lindemann (Zwinger von der Saalequelle) ,
Herr Hey (Zwinger vom Hampel), Herr Jensen (Zwinger vom Todtem Moor) und
nicht zuletzt SKH Prinz Rasso von Bayern (Zwinger von der Karlsburg) die Aufzählung ist natürlich nicht vollständig- sondern - bis auf die
Linie von der Karlsburg - wo wir es aus direkter Quelle erfahren haben-
aus der Ahnenrecherche unserer Tigerlinie entnommen).
Tigerdackel
gab es also früher schon - Ja sogar 1797 wurden sie schon in
Deutschland erwähnt (Daglish 1960) Selbst Emil
Ilgner - einer der Gründer des Deutschen Teckelklubs 1888 e.V. hatte
einen Tigerdackel (genau einen Schwarztiger) mit Namen
"Hannemann-Erdmannsheim" den er 1894 vom Maler C. Reth malen lies und
dieses Foto in seinen Buch "Der Dachshund" (Verlag Neumann-Neudamm)
veröffentlichte. Und man fand also wirklich von Anfang an
-Tigerteckel in der
Stammbuchführung.
(Quelle: Stammbücher des DTK )
Es stellte sich also schnell die Frage - warum die Züchter in
Deutschland dann in den 1990er Jahren die Tigerzucht nahezu eingestellt
hatten.
Fangen wir erstmal mit den grundlegenden Dingen an - um ein wenig Licht
in die Dunkelheit zu bringen.
Bei der Merle-Färbung ist ein alleles Gen-Paar an der Vererbung
beteiligt, bei dem die Dominanz unvollständig ist und das aus dem
"Merle-Gen" M - sowie dem "Einfarbigkeits-Gen" m
besteht.
mm = kein merle
- die Wildform (schwarzrot, braun mit
Abzeichen oder rot, keine Merle-Zeichnung)
Mm =
heterozygot merle (mischerbig, Schwarztiger , Brauntiger oder Rottiger)
MM = homozygot merle (reinerbig,
Weißtiger, Merle-Syndrom, weiß oder überwiegend weiß)
Ein korrekt gezeichneter merle-farbener Dackel ist also ein mischerbiger
(heterozygoter) Merle: Mm .
Reinerbige (homozygote)
Merles (MM) werden auch Double Merles oder Weißtiger genannt und
sind an ihrem äußeren Erscheinungsbild zu erkennen: Sie leiden oft
unter dem sogenannten Merle-Syndrom und haben einen großflächigen
Weißanteil bzw. sind überwiegend weiß und weisen fehlende
Pigmentierungen auf. Diese Weißtiger können auch erhebliche
gesundheitliche Beeinträchtigungen aufweisen, um dies zu verhindern
sollte
ein Schwarztiger (Mm) nur mit einen Nicht-Tiger (mm) verpaart werden.
In den 90er Jahren des 20.Jahrhundert nahm sich die
Forschung vermehrt
dem Merlegen an und man bat die Züchter zur Untersuchung ihrer Hunde und
vor allen auch der Tiger-Welpen auf Taubheit und Blindheit.
Das heißt der Züchter fuhr mit dem gesamten Wurf in die Tierklinik und
lies die Welpen untersuchen.
(Was
wurde da genau untersucht:
„Die zur Untersuchung vorgestellten Hunde werden zuerst über die
Täto-Nummer identifiziert. Danach werden die Daten anhand der
Ahnentafeln, von denen jeweils eine Kopie beim Untersucher verbleibt,
registriert. Im Anschluß daran werden Fotos des Exterieurs, der Iris
und, nach Weitstellung der Pupille mit einem Mydriatikum, auch des
Augenhintegrundes (Netzhaut) beider Seiten angefertigt. Nach Ermittlung
des Gewichtes werden die Hunde in Narkose gelegt. In Narkose wird dann
eine Elektroretinographie (ERG, Netzhautpotentiale) durchgeführt und die
akustische evozierten Potentiale abgeleitet. Sollte sich herausstellen,
daß der Hund beiderseits taub oder stark hörgeschädigt ist, wird
zusätzlich einige Tage später noch ein Schwimmtest
durchgeführt.“[Quelle: © Willy Neumann, Heike Frese]
Frau
Draewe (Zwinger vom Goldenen Gerstacker) sagte uns einmal - dass bei
der Überprüfung ihrer Tiger-Dackel (Welpen) nicht ein tauber Welpe
aufgefallen ist - ebenso bei den anderen ihr bekannten Züchtern die
maximal Schwarztiger gezüchtet hatten (also auf Verpaarung Tiger x Tiger
verzichtet haben). Aber diese Untersuchung war natürlich ein
erheblicher Mehraufwand für die Züchter: man musste den gesamten Wurf in die
entsprechenden Kliniken bringen und manche Züchter(innen) sahen es auch
mit Befremden, da der gesamte Wurf (im Alter von wenigen Wochen) in
Narkose gelegt wurde. Für viele Züchter in den 90er Jahren war daher die
Zucht mit Tigern ein zu heißes Pflaster und sie vermieden daher die
Verpaarung mit einem Tiger. Übrig blieben nur die Züchter, denen die
Tiger persönlich sehr am Herzen lagen.
Die Forschung (©
Neumann u.Frese) fand nun heraus:
"Die meisten und schwerwiegendsten Befunde wurden an den
homozygoten Weißtigern erhoben, heterozygote Tiere zeigten weniger und
leichtere Anomalien und Nicht- Merkmalsträger waren nicht, oder nur in
Ausnahmefällen betroffen. Diese Befunde deutet Wegner als
Ausdruck einer Gen-Dosiswirkung beim Merlefaktor (1978) und belegt mit
dieser Untersuchung seine These, daß auch homozygote Merleträger
Mißbildungen der Sinnesorgane und sonstige Einschränkungen aufweisen
können. Da besagte Zuchtgruppe (44 Tiere) aus einem homozygoten,
defekten Weißtigerrüden und einem heterozygoten Merlerüden über Kreuzung
mit normalgefärbten Hündinnen und Rückkreuzung der "F1 Töchter" mit
ihren Vätern entstand, kamen Zweifel an der Reproduzierbarkeit der
Ergebnisse im Hinblick auf die Gesamtpopulation auf. Zum einen stammen
sämtliche Merlefaktoren in dieser Zuchtgruppe von nur zwei Vatertieren
ab, zum anderen ist die Gruppe nicht besonders groß und zum dritten ist
der Inzuchtkoeffiziert innerhalb der Gruppe erheblich höher als in der
Gesamtpopulation. Die mögliche Überlagerung der Ergebnisse durch
Inzuchtefekte kann auch von den Forschern selbst nicht ganz von der Hand
gewiesen werden (Klinckmann 1987) (
Merlefaktor und Taubheit bei Hunden
© Willy Neumann, Heike Frese )
Diese Ergebnisse stimmten auch mit unseren eigenen Erfahrungen und
Beobachtungen überein. Wir ließen also nicht locker und versuchten weitere
Informationen zu sammeln.
Bei der Internetrecherche die ich auf der Suche nach neusten
Informationen betreffs der Tigerzucht durchgeführt habe, ist mir eine
Seite besonders ins Auge gefallen:
"von der Musenhöhle" - Kurzhaar-Zwerg- und -Kaninchenteckel
Dort wird von Herrn Ganady vieles sehr ausführlich und
interessant dargestellt. Einige auch für unsere Zucht interessante
Aussagen möchte ich hier zitieren (mit meinen Worten und etwas
zusammengefasst):
"Wenn man sich alte Stammbücher vom Anfang des letzten Jahrhundert
ansieht , dann fällt einen auf, das eine Reihe von Züchtern, die damals
mit Tigerteckeln züchteten über Generationen hinweg starke Inzucht
betrieben haben. Nur dadurch war es Ihnen offensichtlich möglich,
Tigerteckelnachwuchs mit der womöglich noch sehr hellen Tigerung zu
erhalten. Es kam bei solch einer Partnerwahl aber natürlich auch zu den
unerwünschten "Nebeneffekten" - wie Krankheiten ect. Aber man nahm
diesen "Ausschuss" bewusst in Kauf. Durch diese Vorgehensweise traten
bestimmte Fehler wie Augenkrankheiten, Taubheit, mangelndes
Gleichgewichtsempfinden, geringere Vitalität der Welpen usw.
häufiger in der Tigerzucht auf, was letztendlich zu einer Menge
Vorurteile in Bezug auf die Tigerzucht geführt hat ( manche haben sie
sogar in den Bereich der Qualzucht eingeordnet). Allerdings kann dies
nicht wirklich wissenschaftlich bewissen werden, da selbst in
wissenschaftlichen Untersuchungen diese Zusammenhänge mit der
verstärkten Inzucht (erhöhter Inzuchtkoeffizent) in Bezug gebracht
werden!
(Klinckmann 1987)[siehe
auch hier].
Nun stammen aber
alle in Deutschland lebenden Tiger von den deutschen Tigerteckeln ab, die
1945 überlebt hatten, so wie von Tigerteckeln aus England, die schon
immer mit den deutschen Tigerteckeln verwandt waren. Aber auch die
niederländischen oder russischen Züchter sind ähnlich verfahren - bzw.
verfahren noch immer so.
Vor allen fällt bei vielen russischen Hunden die sehr enge Linienführung
(hoher Inzuchtkoeffizient) auf.
Es besteht also eine gewisse Gefährdung!
Was kann ich als Züchter mit diesen Vorwissen
dagegen unternehmen?
Herr Ganady führt weiter aus ( und wir schließen uns ihm an): Die
Veranlagung für die Erbkrankheiten kann mit vererbt werden- aber die
Weitergabe erfolgt nicht zwangsläufig! Bei jeder Vereinigung einer
Eizelle mit einer Samenzelle geht die Hälfte der Summe des Erbgutes
verloren. Hier liegt die Chance des Züchters! Durch geeignete
Partnerwahl können ungewünschte Eigenschaften wieder
negiert werden.
Aber dazu braucht man züchterische Erfahrung, Intuition
, viel Geduld und - nicht zuletzt Glück !
Und nicht zuletzt : Die Tigerung vererbt sich (intermeditär) dominant -
die meisten Erbkrankheiten jedoch vererben sich rezessiv! (beide
Elternteile müssen somit Träger für die Krankheit sein) . Nun wir
wollen aber auch Tiger in unserer Wurfkiste ... eine zu enge Verpaarung
( Inzucht) wollen wir aber auch nicht - Was also machen??
Dazu möchte ich nochmal ein bischen in die Theorie ausholen - Die Tigerung - oder
benennen wir es wissenschaftlich korrekt als "Merlefaktor" ist im
allgemeinen als unvollkommen dominanter (intermeditär dominant)
Erbfaktor mit Großgenwirkung und breiter phänotypischer Variabilität
bezeichnet (Wegner,1975).
Der Merle-Faktor beruht auf dem
Merle-Gen im Erbgut des Hundes und ist eine Mutation des Silver-Locus
(SILV ,Pmel17), welches beim Hund auf dem Cromosom CFA 10 ist. Man
weiss, dass das Merlegen NUR Eumelanin-Haltige Fellbereiche aufhellt und
Fellbereiche die aussschließlich Phäomelanin beinhalten
unberücksichtigt läßt. Was heißt das nun? Eumelanin ruft die
schwarze Fellfarbe hervor- weiterhin werden durch eine weitere Mutation
des
Braun-Locus -schwarrze Fellbereiche zu braunen Fellfarben verändert. Wir
halten also fest- nur diese Farben - die auf den Eumelanin beruhen
können vom Merle-Gen aufgehellt werden.
Wenn auf den Extensions-Locus das Allel "e" ( englisch recessive
yellow = rezessives rot) steht, bewirkt dieses Allel, dass nur das
Phäomelanin produziert wird und der komplette Hund gelb oder rot auf dem
gesamten Körper erscheint und da Phäomelanin vom Merlefaktor nicht
beeinflusst wird- kann auch die typische Merlescheckung nicht beobachtet
werden. Das bedeutet, dass rote Hunde das Merlegen verdeckt oder
kryptisch tragen können.
( also phänotypisch wie Nicht-Merle aussehen, tatsächlich aber
heterozygot Merle tragen (Mc/m )und es auch vererben können). Dazu
unten noch mehr.
[ Quelle: Wikipedia]
Die
Verpaarung von Merle x Merle - Teckeln ist heutzutage per
Tierschutzgesetz verboten und auch in unseren Zucht- und
Eintragungsbestimmungen des DTK 1888 e.V. ist dies mit guten Grund verankert. Sogenannte
Weißtiger sind mit hoher Wahrscheinlichkeit mit gesundheitlichen
Problemen behaftet. Es gibt keinen Grund dies in Frage zu stellen! Die
erforderliche Untersuchung per Gentest auf den Merlefaktor bei den
Partnern eines Tigern ist daher
gerechtfertigt.Und ist ja heutzutage problemlos möglich ! Mittlerweile stimmen wir auch dafür, das alle Welpen die
aus einer Merleverpaarung (Mm x mm) stammen bezüglich des Merlestatus
vor einen Zuchteinsatz zu untersuchen sind. Es sind im Kurzhaarbereich in den letzten Jahren
Kryptische Tiger (Mc/m) aufgetaucht- die keine rote Fellfärbung
aufweisen.
Neue Erkenntnisse 2018:
Fakt ist-
das Merle-Gen ist einer der umstrittensten Fellfarben-Gene beim
Hund. Daran hat sich auch heute - gut 30 Jahre später nicht viel
geändert. Auch wenn man jetzt rein wissenschaftlich gesehen - die
Merlefärbung wesentllich besser versteht - als noch vor 30 Jahren.
Angefangen mit Dr. LA Clark, die 2006 die Mutation "Merle"
indentifiziert hat (*1) . Dr. Clark stellte schon fest, dass das
Merlegen eine SINE-Insertion auf dem SILV-Gen ist und 2017 konnten wir
im Buch " Die Genetik der Fellfarben" (*2) vom Kynos Verlag und 2018 in
dem Artikel " The Incredible Story of Merle" (*3) von Mary
Langevin viel Neues lernen:
Merle wird durch die SINE Insertion des DNA-Stranges hervorgerufen. SINE
Insertion ist quasi eine Verlängerung -diese Verlängerung kann im Falle vom Merle verschiedene Längen annehmen
- wobei die unveränderte Form des Gens m - die Wildform - keine
Insertion hat. Die Merle SINE-Insertion besteht aus 3 Teilen - einem
Kopf, einem Körper und einen Schwanz der aus einer langen sich
wiederholenden Reihung der Base
Adinin (Poly-A-Schwanz) besteht. Dieser Poly-A-Schwanz kann man sich wie ein Lasso -der
die DNA des Hundes "einfängt" und sich dann "festbeißt"-vorstellen
und dann dringt dieser Eindringling wie ein Virus in die DNA ein und wird
ein Teil der DNA des Hundes (*3).
Ein weiteres Beispiel einer SINE-Insertion bei Hunden ist die Mutation
für Tan auf den A-Lokus ( also eine durchaus für uns "normale" Farbe :
schwarzrot oder Braunrot). Nun aber zurück zu Merle - die SINE-Insertion
kann also verschiedene Ausprägungen (Länge der Basenpaare) annehmen .Die
Wildform - oder Non-Merle hat eine Länge von 199-200 (Basenpaare =bp):
Bezeichnung des Allels |
Beschreibung |
Anzahl der Basenpaare
(Angabe von Biofocus) |
m |
Wildform
(Non-Merle) |
199-200
bp |
M |
Merle |
459-462bp |
Ma |
atypische Merle |
443-449bp |
Mc |
kryptische Merle |
400-425bp |
Bei Mc hat sich der Schwanz so sehr
verkürzt, dass Merle nicht mehr ausgedrückt werden kann .Das bedeutet-
dass optisch der Hund als Non-Merle erscheint ! .
Die Verkürzung und
Verlängerung von Merle
In einer Studie aus dem
Jahr 2006 wurde vermutet, dass die Anzahl der Basenpaare in der Länge
des Poly-A-Schwanzes in 3-4% der Fälle von den Eltern zu den Nachkommen
verlängern oder verkürzen kann. Damals gab es noch keinen Gentest auf
Merle - und die Ergebnisse resultierten daher ausschließlich auf
Beobachtungen des Phänotyps. Heute wurde diese Annahme bestätigt - und
die Ma als atypisches Merle auf den M-Lokus definiert und
es kommt öfter vor - als gedacht! Daher müssen wir festhalten, das die
Merle SINE Insertion instabil ist.
Wichtig ist
hier dabei - dass M, Ma und Mc nicht auf "m" verkürzt werden kann! Dies
würde die vollständige Entfernung
der DNA erfordern - was allerdings unmöglich ist.
Zusammenfassung:
Als wir mit der Tigerzucht anfingen war vieles bei den Tigerdackeln noch
nicht aufgetreten. Man vermiet Verpaarungen Tiger x Tiger und hatte
genauso gesunde und vitale Welpen wie bei schwarzrot x schwarzrot .
Leider kann man mittlerweile dies nicht mehr ganz so unbedarft sagen.
Viele Züchter haben um der gut gezeichneten Tiger (helle Tigerung)
einiges in Kauf genommen. Leider muss man sagen, dass auch das
Hintergrundwissen vieler Neuzüchter einfach zu wünschen übrig lies und
läßt!
Ein
fataler Umstand - den wir jetzt Rechnung tragen müssen.
Aber noch ist der Tigerteckel nicht rettungslos verloren - man sollte
aber aus den Erfahrungen bei anderen Rassen lernen !
Zum Beispiel :
Ein weiterer Punkt - den man beachten sollte - wenn man
verantwortungsbewusst mit den Merle-Faktor züchten möchte - ist, dass
man das
Scheckungsgen " s" und das Dilute-Gen "d" ( von engl.
dilute = verdünnen) - bzw. das Verdünnungsgen bei beiden Partner bzw.
bei zumindest einem Partner
ausschließen sollte.
WARUM?
2015 und 2017 besuchte ich ein Züchterseminar der Firma Laboklin - bei
beiden Seminaren wurde ein spezielles Farbgenetik - Seminar angeboten.
Beide Male hielt Frau Dr. Laukner das Seminat und sie bestätigte eine
Vermutung - die uns schon seit Jahren aufgefallen ist. Hunde mit
vermehrten
Weißanteil sind wesentlich empfindlicher gegenüber ihren dunkler
pigmentierten Geschwistern. Frau Dr. Laukner führte auf diesen
Züchterseminar aus, dass sie eine Verknüpfung von Merle- und
Scheckunggen ( also weißen Platten, "Halskrausen", und besonders weiß an
den Pfoten) als äußerst problematisch betrachtet . Sie sagte, dass das
weiße Haar nicht vom Merlefaktor beeinflusst wird - die Genorte aber von
"weiß" und "merle" sehr eng bei den Genorten wo das" Hören "und das
"Sehen" plaziert sind - es kann hier zu Kopplungen und
Überlagerungen kommen- die dann Blindheit und Taubheit hervorrufen. Für
uns aber ein deutlicher Hinweis, dass wir das Scheckungsgen nicht mit
Merle kombinieren wollen - auch wenn dadurch offensichtlich hellere
Tiger fallen. Denn die Gefahr, dass man einer Krankheit Tür und Angeln
öffnet ist nicht von der Hand zu weisen.
Wie die Praxis zeigte muss man beim Scheckungsgen noch ein bisschen mehr
in die Tiefe gehen:
keine Scheckung "S" ( groß "S") ist die dominante Form -
dann gibt es drei Scheckungstypen :
"si" - irische Scheckung d.h. weiße Flecken an den Pfoten,
Schwanzspitze, Hals und Brust ,Nacken, Schnauze und oft ist auch die
Körperunterseite weiß
"sp"-
Piebald Scheckung- das kennen wir vom Jack Russell Terrier
- und so sehen die
Piebald-Schecken auch aus . Sie haben einen pigmentierten Kopf und einen
ebensolchen Rutenansatz, sowie unregelmäßig verteilte größere
pigmentierte Flecken über den ganzen Körper verteilt, jedoch selten an
den Beinen.
"sw"- Extremweiß-Scheckung- hier sind nur Kopf und Rutenansatz
pigmentiert , der Rest des Körpers ist weiß . Wenn zusätzlich auch noch
an Kopf und Ohren große weiße Bereiche depigmentiert sind - können die
Tiere blind und taub sein.
Wenn nun bei
einen Wurf die deutlichen Anzeichen einer irischen Scheckung ( Scheckung
am Kopf, großflächig an den Füssen , Halskrause)
auftauchen ist der Beweis erbracht, dass einer der Eltern - wenn
nicht sogar beide (da das
dominante Gen die Nichtscheckung ist) Scheckung "si" tragen müssen. Hier
sind die Zuchtwarte gefragt - die dieses dann in das
Wurfabnahmeprotokoll aufnehmen müssten!
Es gibt auch einen Scheckungsgentest - allerdings scheint der nicht
allumfassend zu sein - da er offensichtlich nur die extremeren
Formen wie "sp" und "sw" anzeigt. Ein Ergebnis des Gentest von " SS"
bedeutet somit nicht,dass der Hund kein "si" trägt.
Allerdings - darf man eins nicht vergessen : manchmal haben Hunde, die keine Weissscheckung tragen (SS),
minimale! weisse Flecken an Pfoten und Schwanzspitze. Auch der
Brustfleck tritt recht häufig auf und kann auch recht groß ausfallen.
Dies sind keine Anzeichen einer Scheckung sondern in der nicht genügenden
fötalen Entwicklung der Pigmentverteilung begründet. Es wird als
Restweiss bezeichnet und
ist
nicht genetisch verursacht und wird auch nicht der Weissscheckung
zugerechnet.
Insgesamt also etwas komplizierter als gedacht. Aber durchaus wichtig.
Wobei - und
das haben wir durch den Hybridwurf Cockel ( Cocker
(orangeschimmel ( Scheckungsgen vorhanden) und Kurzhaarteckel
( kein
Scheckungsgen) ganz deutlich gesehen - und auch gelernt - ALLE Welpen
trugen das Scheckungsgen (Vererbungstechnisch) - aber die weißen Abzeichen waren nur sehr
vereinzelt zu sehen - wenig an den Pfoten - sehr wenig auf der Nase (nicht bei allen) - bei Allen war ein teilweise sehr kleiner Brustfleck
vorhanden.
Also sind diese Anzeichen doch schon ein Indiz auf das Vorhandensein des
Scheckungsfaktors ?
Gewissermassen ja - aber die Ausnahmen sind ja schon erwähnt worden -
und daher sind Brustfleck und weiß an den Pfötchen kein eindeutiger
Beweis - sollten aber als Hinweis dienen.
Nochmals - für sich alleine gesehen ist der Scheckungfaktor nicht
gesundheitsgefährdend - in Kombination mit Merle allerdings birgt er
eine Gefährdung.
Ebenso ist das Verdünnungsgen
(Dilute-Gen) "d" ( von engl. dilute = verdünnen) , gerade für kurzhaarige Rassen mit
einem gesunden Misstrauen zu betrachten.
Einige sehr unangenehme und nicht heilbare Krankheiten sind mit den
Verdünnungsgen verknüpft - so z.B. die CDA ( Color Dilution Alopecia) -
bekannt auch als "Blue Dog Syndrom" . Die Hunde leiden fürchterlich
unter dieser Erkrankung!
(hier noch eine weitere Erklärung dazu:
http://www.doggenetics.co.uk/problems.html#dilute)
Wir wollen alle unsere Tiger erhalten - das heißt aber auch- dass wir
unser Hauptaugenmerk auf die Gesundheit der von uns gezüchteten Hunde
richten müssen ! Nur so hat der Tigerdackel auch in den nächsten Jahren
noch eine Chance!
Meine persönlichen Empfehlungen für die Tigerzucht sind -
gerade im Hinblick auf die neuesten Erkenntnisse:
Testen des Zuchtpartners eines Tigers auf Merle ( niemals Tiger x Tiger)
genaue Linienkenntnis erlangen und Vermeidung der Linien die
Scheckung/Verdünnung tragen zu doppeln
Vermeiden des Verpaarens von Rot x Tiger
generell versuchen, den Inzuchtkoeffizenten gering zu halten
offenes Zusammenarbeiten mit den anderen Tigerzüchtern
lernen , lernen, lernen !
Der wichtigste Grundsatz aber ist und BLEIBT :
Wir müssen immer im Hinterkopf behalten, dass wir IMMER für das
verantwortlich sind - was wir züchten! Bewusst eine Gefährdung der
zukünftigen Welpen durch eine Krankheit in Kauf zu nehmen kommt aus
züchterethischen Aspekten für uns nicht in Betracht und nicht zuletzt
sind wir durch das
deutsche Tierschutzgesetz verpflichtet, Zuchtmethoden zu unterlassen,,
die bei den Elterntieren oder Nachkommen durch das Zuchtziel bedingte
Schmerzen ,Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen verursachen (TSchG
Art. 10)!
*1 Quelle:
https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC1360527/
*2 Quelle: "Die Genetik der Fellfarben beim
Hund" Dr. Laukner, Dr. Beitzinger, Dr. Kühnlein Verlag Kynos
*3 Quelle:
http://merle-sine-insertion-from-mc-mh.webnode.com/storyofmerle/;
" The Incredible Story of Merle " by Mary Langevin
*4 Quelle:
https://www.frustfrei-lernen.de/biologie/dna-dns-aufbau-struktur.html
Mehr Info`s :
DNA:
http://www.biologie-schule.de/desoxyribonukleinsaeure-dna.php
Dieser Artikel steht unter meinen Copyright und darf
nur mit meiner Genehmigung kopiert werden !
©Frances
Möller 25.01.2018
überarbeitet: 02.09.2018
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